10/08/2023
Ja, es ist nur die Bild, aber das wird schon bald von Focus, Merkur und Welt übernommen werden und dann steht Ihr in der Kaffeeküche und die größten Büro-Dullis wiederholen es, daher zur Einordnung:
Der Begriff "Strombettler" ist so unglaublich lächerlich, die adäquateste Reaktion ist, Leute einfach hart auszulachen, die ihn benutzen.
Deutsche Kunden betteln nicht um Strom, sie kaufen ihn. Genau wie französische, schweizerische oder niederländische Kunden auch, und das tun sie täglich. Für Geld/Zaster/Moneten.
Zudem ist der Nettoimport des kompletten Jahres 2023 zwar verglichen mit früheren Jahren hoch, aber immer noch ein wiiinziger Bruchteil unseres Bedarfs. Er macht lächerliche 0,6% des deutschen Stromverbrauchs 2023 aus.
Wenn man also komplett besoffen in der Redaktion erscheint und auf die vollkommen schwachsinnige Idee kommt, Importe mit Betteln gleichzusetzen, dann wäre Deutschland zuallererst mal Erdölbettler und Erdgasbettler, gefolgt von Software-Bettler, Smartphone-Bettler, Klamottenbettler, Futtermittelbettler und Medikamentenbettler.
Hey, liebe Springer-Belegschaft, Deutschland hat allein 2022 Waren im Wert von 1,5 Billionen (!) Euro importiert. Das sind 1.500 Milliarden Euro. davon allein 140 Milliarden für fossile Brennstoffe. Verglichen damit sind unsere Stromimporte ein Witz, aber Rechnen im Zahlenraum bis eine Billion ist vermutlich kein Springer-Einstellungskriterium.
Und warum haben wir mehr importiert? Weil es arschbillig war! Wir haben genau das gleiche gemacht wie Monika, wenn sie in der Saturn-Filiale steht, elektrische Zahnbürsten vergleicht und dann das Gerät wählt, das bei gleicher Qualität am preiswertesten ist. Monika wählt jetzt ein Gerät vom niederländischen Hersteller Philipps anstatt von Siemens, weil es 10 Euro weniger kostet.
In Bild-Logik ist Monika jetzt eine Zahnbürsten-Bettlerin. Wer einen Ferrari kauft, ist ein Auto-Bettler und wer sich einen Privatjet vom US-Hersteller Gulfstream Aerospace kauft, ist ein Flugzeug-Bettler. Das ist selbst für Bild-Verhältnisse so unfassbar hirnlos, denn In der Logik von Menschen mit funktionierender Großhirnrinde hat Monika einfach einen guten Deal gemacht.
Und genau das machen wir beim Strom aktuell auch: Deutscher Strom liegt preislich so im Mittelfeld, der dänische, schwedische, norwegische und niederländische Strom ist besonders dieses Jahr meist billiger.
Was machen schlaue Monikas also? Genau, sie kaufen den billigen Strom anstatt mehr deutsche Kohlekraftwerke hochzufahren (was natürlich auch ginge). Sie spart Geld und kann sich von der Ersparnis was anderes kaufen. Sie erhöht also ihr Vermögen.
Die Bild gehört zum Springer-Konzern, der mittlerweile zum Teil einem der größten fossilen Investoren der Welt gehört. Kann also gut sein, dass diese Berichterstattung nicht wirklich dumm, sondern bewusst gefährlich und spalterisch ist.
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Quellen:
Alle Länder importieren so gut wie täglich Strom von irgendwo (positive Werte sind Importe): https://tinyurl.com/cmc3j9pm https://tinyurl.com/ytyv384s https://tinyurl.com/3kkw8ytp
Warenimporte nach Deutschland: https://tinyurl.com/mr3jpksf
Börsenstrompreise im Ausland: https://tinyurl.com/2wkaeyd4