15/03/2024
Sternstunden des Weinhändlers
„Ach nee, Torben was habe ich dich lange nicht gesehen!“
Da steht er, der Torben. Der Name könnte es schon verraten. Torben kommt aus Schweden, arbeitet aber in Brüssel - EU - und hat irgendwie Verwandtschaft in Wuppertal. Liebe Leserinnen, ihr werdet Torben mögen. Nordisch schlank, blond sehr blond, nimmt die vier Stufen mit Anlauf und fast nur mit einem Satz und schon steht er da. Zwei Kundinnen, die auch schon länger hier sind und sich mit Rotwein - sie brauchen etwas zu Saltimbocca à la Romana aber nein etwas aus Italien sollte es auf keinen Fall sein, denn zwei Wochen Toskana hätten gereicht und jetzt sollte es was sein mit mehr Wumms - beschäftigen, setzen zeitgleich die Gläser ab. Das Tuscheln, das Spötteln und ein leichtes Kichern - ja sie probieren schon länger - setzt abrupt aus. Frau postiert sich, zutzelt am Dekolleté, streicht die Haare zurecht, befeuchtet schnell und unverbindlich die Lippen, läßt per Augenaufschlag eben diese Sinnesorgane über etwas streichen. Oder soll ich sagen, daß sie ihn scannen?
„Torben bist du allein heute? Wo ist Sigrun?“
Die scannenden Blicke werden weicher, haben ihre durchdringende Kraft auf einmal verloren.
„Ach Sigrun kennst du doch, im Sommer nur Weißwein, aber ich…“ und Torbens Blick wandert rüber zu den immer noch in Erwartungshaltung stehenden beiden Frauen. „Hier kann man aber heute sicher gut Rotweine probieren,oder?“ Welche Frau in Begleitung der besten Freundin kann bei dieser Aufforderung und diesen strahlend blauen Augen schon widerstehen.
Ach, dachte ich, die überlasse ich mal alle drei ihrem Schicksal und - vollkommen verantwortungslos - stelle ich Torben auch ein paar Gläser vor die Reihe an Rotweinen und schon nimmt das Ding seinen Lauf.
Die Stimmung wird immer gelöster, der Reihe nach bestellen sie alle Kisten von denselben Weinen, um auch hier Konsens zu zeigen.
Doch da bricht das Unglück in Form von Stefanie über die heitere Gesellschaft herein: „Chrissi, Babs kommt schnell, eure Männer haben drüber schon den Tisch reserviert.“
Schade, so schnell, so schmucklos können kleine Fluchten beim Rotwein enden und ich hatte mir so viel Mühe gegeben.
Man verabschiedet sich und als Torben dann noch mit seinem hübschen skandinavischen Akzent ein „Lebewohl“ zu Chrissi und Babs rüber gleiten läßt, ist der Abend gegenüber beim Spanier wohl bestimmt nicht der Höhepunkt für die beiden.